Liebe*r Thomas,
heute am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, erinnern wir uns an das Kriegsende in Europa vor 79 Jahren, das durch den militärischen Sieg der Alliierten über das Deutsche Reich erkämpft wurde. Viele Regierungen - darunter auch Präsident Selenskyj und Präsident Putin - missbrauchen den Gedenktag zur Bekräftigung ihrer Kriegspolitik. Dabei sehen sie sich üblicherweise selbst auf der Seite der "Guten", also der Alliierten, und die jeweiligen Gegner auf der Seite der "Bösen", also Hitler-Deutschlands. Solche historischen Parallelen sind krumm und schief, heizen die heutigen Konflikte an und verschleiern die aktuellen Kriegsursachen.
Als Pazifist*innen erinnern wir an Inseln des gewaltfreien Widerstands, die es sogar unter dem extrem brutalen, totalitären deutschen NS-Regime gab. Wir suchen nach Ansätzen zur Deeskalation. Auch im Ukraine-Krieg gab und gibt es immer wieder Chancen für einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen - schon im April 2022 hätte der Krieg auf der Grundlage einer ukrainisch-russischen Vereinbarung beendet werden können.
Dass die Bundesregierung sich nicht für ein Kriegsende einzusetzen scheint, ist beschämend.
Das Gerede von der militärischen Verteidigungsfähigkeit Deutschlands kann uns nicht überzeugen. Wir werden unsere Politiker*innen also weiterhin an den Friedensauftrag des Grundgesetzes erinnern müssen - dem wichtigsten Ergebnis der Beschäftigung mit der neueren deutschen Geschichte.
Stefanie
(für die DFG-VK Gruppe Köln)
|