Von Guido Grünewald. Aktualisierte Fassung vom 30.4.2018.
Die DFG nach 19451
Unter Führung des bereits vor 1933 aktiven Max Heinig2 nahm die DFG im Winter 1945/46 ihre Arbeit wieder auf. Von 30 Menschen wuchs die Mitgliederzahl bis 1949 auf 250. Erster Höhepunkt war im Oktober 1947 der Besuch von vier holländischen Friedensaktivisten, von denen drei jahrelang im KZ gelitten hatten. Sie versprachen, sich für eine Verständigung zwischen dem holländischen und deutschen Volk einzusetzen, eine großzügige und mutige Geste angesichts der damaligen internationalen Isolierung Deutschlands.
Ab 1949 bis zu den Wehrgesetzen 1956 stand der Kampf gegen die Wiederaufrüstung im Vordergrund.3 In den Motiven war die DFG mit den später entstehenden Schwesterorganisationen weitgehend einig: Furcht vor einem Wiederaufleben des Militarismus; ein militärisches Westbündnis mache die deutsche Wiedervereinigung unmöglich; Ablehnung der Wehrpflicht. Die DFG führte ihren Abwehrkampf mit Resolutionen und gut besuchten öffentlichen Kundgebungen, oft in Zusammenarbeit mit anderen Friedensgruppen wie dem Versöhnungsbund oder den Quäkern. Außerdem organisierte sie öffentliche Versammlungen zu politischen Themen.
In der anschwellenden Protestbewegung gegen atmosphärische Atomtests und die atomare Ausrüstung der Bundeswehr nahmen am 9. August 1958 auch zahlreiche Ratsmitglieder von FDP und SPD an einer DFG-Mahnveranstaltung im Rathaus teil. 1959 beschäftigte sich die DFG mit dem Algerienkrieg und lud nicht nur Hans-Jürgen Wischnewski4, sondern auch einen Vertreter der algerischen Befreiungsbewegung ein. Verschiedene Vorträge mit Kirchenpräsident Martin Niemöller zogen mehrere Hundert Zuhörer an; weitere Vorträge behandelten Themen wie „Öl und Weltpolitik“ oder „Politische Strafjustiz“. Ein Höhepunkt der DFG-Aktivitäten war das Internationale Forum „Entspannung und Sicherheit in Europa durch Verträge und Rüstungsbeschränkungen“ am 16. Juli 1966, auf dem vor 800 Zuhörern in der Stadthalle Mülheim Vertreter aus Polen, ČSSR, DDR, Holland und Frankreich über Wege zur Ost-West-Verständigung diskutierten. Die DFG überaltete jedoch zunehmend, da sie keinen Nachwuchs gewann; 1962 unter dem neuen Vorsitzenden Roland Kurtz war die Mitgliederzahl auf 62 geschrumpft.
Gruppe der Wehrdienstverweigerer, Verband der Kriegsdienstverweigerer und Internationale der Kriegsdienstgegner
Das lag vor allem daran, dass die DFG dem Thema Kriegsdienstverweigerung (KDV) wenig Beachtung schenkte. KDV war aber etwas, was gerade Jüngere angesichts sich abzeichnender deutscher Streitkräfte als individuell nutzbare Aktionsform interessierte.5 Aus aktiven Kreisen der Jungsozialisten, Falken und Gewerkschaftsjugend entstand im September 1953 die Gruppe Kölner Wehrdienstverweigerer (GKW; 1954 nach bundesweiter Ausdehnung in GdW = Gruppe der Wehrdienstverweigerer umbenannt). Sie wollte die Wehrpflicht und die Aufstellung einer deutschen Armee durch massenhafte KDV verhindern.
Die Gruppe handelte pragmatisch ohne tiefergehende pazifistische Grundsätze: Mit lockeren Sprüchen („Nicht für Dollar, nicht für Rubel, fort mit dem Kasernentrubel“) und neuen Aktionsformen (plakatierter Autokorso, Gedenkfeier in einer Kirchenruine) erregte sie anfangs größere Aufmerksamkeit. 1955/56 protestierte sie gemeinsam mit dem Arbeiterjugendkartell (Falken, Jusos, Naturfreunde) mit Großkundgebungen und Demonstrationen gegen die Wiederaufrüstung.
Im August 1958 organisierte die jetzige VK-Gruppe6 vor einer Raketenattrappe eine sechstägige Atommahnwache auf dem Rudolfplatz und sammelte 15.000 Unterschriften unter eine Petition. Die Petition lautete:
Der Deutsche Bundestag möge alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, damit 1. die Bundeswehr nicht mit atomaren Waffen ausgerüstet wird, 2. keine atomaren Waffen auf dem Gebiet der Bundesrepublik hergestellt oder gelagert werden.
Mit einem Autokorso protestierte der VK im Oktober 1959 gegen die geplante Erfassung des (Stalingrad)Jahrgangs 1922.7
Als Kennedy im Juli 1963 Köln besuchte, forderten VK-Aktive den Abzug der US-Atomwaffen aus der Bundesrepublik. 1965 protestierte die Gruppe, die zwischen 100 und 200 Mitgliedern zählte, vor der US-Botschaft in Bad Godesberg gegen die Kriegführung in Vietnam.8 Im Gewerkschaftshaus bot sie regelmäßig Beratungen für Kriegsdienstverweigerer (KDVer) an.
Im Dezember 1960 entstand auf Initiative von Karl-Ernst Gruhl9 eine Kölner Gruppe der Internationale der Kriegsdienstgegner (IdK). Die IdK vertrat eine auf dem Prinzip der Gewaltlosigkeit beruhenden Pazifismus, verstand sich aber gleichzeitig als politische Friedensorganisation. Die 45-köpfige Gruppe arbeitete vor allem in den örtlichen Friedensbündnissen mit und beriet regelmäßig KDVer. Beim Besuch des französischen Staatspräsidenten de Gaulle im September 1962 forderte sie die Auflösung der Fremdenlegion und die gesetzliche Anerkennung der KDV im Nachbarland.
Ostermärsche und konfliktreiche Zusammenarbeit der Kölner Friedensorganisationen
Die Kölner GdW (ab 1958 Verband der Kriegsdienstverweigerer = VK) hielt zu DFG und IdK Distanz, weil man argwöhnte, dort gebe es einflussreiche Menschen, die einseitig östlichen Positionen zuneigten. Das war auch auf die Nähe zur SPD und zu den sozialdemokratischen Jugendorganisationen zurückzuführen.10 Auf Kölner Ebene traf der Verdacht nicht zu. Das Verhältnis von VK und DFG, bzw. IdK blieb bis Ende der 1960er Jahre konflikthaft; dennoch arbeiten die Verbände auch immer wieder zusammen, z.B. im Rahmen des örtlichen Ostermarschausschusses.
Seit 1963 gab es zusätzlich zum Regionalmarsch West eine Kundgebung in Köln; zudem nahm der Ausschuss an den jährlichen Antiatommärschen der belgischen Jugendverbände in Brüssel teil. 1965 stand mit Mahnwachen, einer Kundgebung und einem Fackelzug der Protest gegen die Notstandsgesetze11 im Mittelpunkt; im Mai 1968 mobilisierte der Ausschuss für den bundesweiten Sternmarsch gegen die Notstandsgesetze auf Bonn. Ein weiteres Schwerpunktthema war der Vietnamkrieg; 1965 und 1966 wurde jeweils eine Informationsausstellung auf dem Neumarkt aufgebaut. Gemeinsame Aktivitäten vollzogen sich auch im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Kölner Friedensverbände (AKF), die zu Beginn der 1960er Jahre als lockerer Zusammenschluss von Friedensverbänden und am Frieden interessierten Gruppen entstanden war. Die AKF organisierte ab 1962 jährlich die Antikriegskundgebung auf dem Neumarkt und den Schweigemarsch zum Volkstrauertag, Diskussionsveranstaltungen über die päpstliche Enzyklika Pacem in terris (1963) und über den Ausschwitzprozess sowie im Juni 1964 eine Kundgebung mit dem Friedensnobelpreisträger Linus Pauling; Oberbürgermeister Burauen und der Stadtrat lehnten einen Empfang für Pauling ab.12 Die AFK zerfiel im Herbst 1966 aufgrund interner Streitigkeiten. Unabhängig davon hatten die Kölner Pazifisten immer wieder mit Schikanen und Verleumdungen zu kämpfen.13
Unter dem Einfluss der Studentenbewegung zerbrach die ohnehin bereits brüchige Nähe des VK zur SPD. Kurzzeitig löste ein Rat den Vorsitzenden Rosendahl ab. Im Republikanischen Club Köln entstand im November 1968 der Arbeitskreis Kriegsdienstverweigerung, dessen Ziel es war, durch eine möglichst hohe Zahl von KDVern die Wehrpflicht wieder abzuschaffen, wie es in einer Selbstdarstellung vom März 1969 heißt. Die AK-Aktiven traten bald der DFG-IdK (im Juni 1968 entstanden aus dem Zusammenschluss von DFG und IdK) bei und verteilten vor Kasernen in Köln, Nörvenich und Teveren Flugblätter und sieben Ausgaben der Soldatenzeitung Barras. Dabei halfen auch VK-Aktive mit, wie sich ohnehin die Positionen beider Verbände annäherten. DFG-IdK und VK beteiligten sich aktiv an der Verteidigung der Ostverträge und setzten sich für den erfolgreichen Abschluss der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) ein.
Die 1970er Jahre: Verteidigung des Grundrechts auf KDV und Bemühungen um Abrüstung
Im Mittelpunkt der Aktivitäten stand in der ersten Hälfte der 1970er Jahre die Verteidigung des Grundrechts auf KDV, das angesichts enorm steigender Antragszahlen unter starken politischen Druck kam. Zu den Aktionsformen zählten neben der Unterstützung für inhaftierte KDVer und einer intensiven Beratung für Antragsteller Informationsveranstaltungen über den Grundgesetzartikel 4.3 in Köln und entfernten Nachbarorten wie beispielsweise Düren und Gerolstein. Vor allem in der Eifel waren Informationsstände und Diskussionen mit Jugendoffizieren wichtig, denn dort war die Existenz des Grundrechts noch kaum bekannt. Am 1. April 1974 durchsuchten Kriminalbeamte das Büro der DFG-IdK und die Privatwohnung der Gruppenvorsitzenden Elfi Thurow; der Einschüchterungsversuch blieb erfolglos.14
Nach der Fusion zur DFG-VK trat ab 1975 das Thema Abrüstung wieder stärker in den Vordergrund. Die DFG-VK war maßgebliche Mitgründerin und eine treibende Kraft in der Kölner Initiative für Abrüstung (Kifa), die 1976 gegründet und in den 1980er Jahren vom Kölner Friedensforum abgelöst wurde.
Eine breite Zusammenarbeit, die von Amnesty International und der DGB-Jugend bis zur Katholischen Jungen Gemeinde reichte, ergab sich bei den Kölner Friedenswochen 1980 und 1981 (verlinkt: Kölner Stadtanzeiger vom 9.9.1981 mit freundlicher Genehmigung der Dumont Mediengruppe), die vom Jugendclub Courage (ihm gehörten damals alle Mitglieder der DFG-VK unter 30 Jahren an) initiiert worden waren.
1980 konnten die Veranstaltungen immerhin ca. 14.000 BesucherInnen anziehen mit der Ausstellung „Es ist so schön, Soldat zu sein…“ als Höhepunkt. Eine öffentlich ausgetragene Kontroverse in den Medien und im Kulturausschuss (verlinkt: Kölner Stadtanzeiger vom 11.9.1980 mit freundlicher Genehmigung der Dumont Mediengruppe) zeigte, wie stark konservative Kräfte damals dem Freund-Feind-Denken des Kalten Krieges verhaftet waren.
Die 1980er Jahre: Aktivitäten auf einem Höhepunkt
Demonstrationen, Infostände, Kundgebungen (regelmäßig zum Antikriegstag), Mahnwachen (jährlich zum Hiroshimagedenktag auf der Domplatte15, teilweise mit mehrtägiger Ausstellung und Fasten verbunden), Unterschriftensammlungen, Fahrradstafetten, aber auch Kulturveranstaltungen (z.B. Abrüstungsfeten im Jugendpark) waren Aktionsformen, mit denen sich Aktive der DFG-VK vor allem bis Mitte der 1980er Jahre gegen Aufrüstung (1977-79 Neutronenbombe, danach Pershing II und Cruise Missiles) und für Abrüstung engagierten. Mobilisiert wurde für bundesweite Demonstrationen ebenso wie für gewaltfreie Blockadeaktionen in Mutlangen und im Hunsrück, aber auch für grenzüberschreitende Demonstrationen in Amsterdam und Brüssel. Bereits 1977 hatte eine Internationale Abrüstungsstafette in Köln Station gemacht (Abendveranstaltung mit 1.000 Teilnehmern); im Februar 1978 nahm eine Delegation der Gruppe in Genf an einer Abrüstungskonferenz zivilgesellschaftlicher Organisationen im Rahmen der UNO teil.
Die Kölner DFG-VK zählte in diesen Jahren ca. 350 Mitglieder, davon waren bis zu 40 aktiv. Die politische Zusammensetzung war pluralistisch von anarchopazifistisch bis linksliberal; kontroverse Themen wie Charta 77 oder die Militärpolitik der realsozialistischen Staaten wurden offen diskutiert. Sichtbare Erfolge waren die Etablierung des heute noch bestehenden Jugendclub Courage e.V. und des Friedensbildungswerks, dessen Anfänge auf Aktive der DFG-VK zurückgehen.
Im Herbst 1987 kam es zu einem gemeinsamen Aufruf zu Friedensaktionen mit dem DGB Kreis Köln.
1 Für die Zeit nach 1945 gibt es folgende Hintergrundberichte und Veröffentlichungen:
- Harald Fuchs, Zur Geschichte der DFG-VK Köln in den 1980er Jahren in persönlichen Erinnerungen, Köln 2017. Ein weitgehend gleicher Bericht ist in Zivilcourage 2/2018 erschienen.
- Guido Grünewald, Die Friedensbewegung in Köln nach dem Zweiten Weltkrieg, in: Reinhold Billstein (Hrsg.), Das andere Köln. Demokratische Traditionen seit der Französischen Revolution, Köln 1979, S. 446-485. Das Copyright lag beim Pahl-Rugenstein Verlag, der erloschen ist. Ein Rechtsnachfolger konnte von uns nicht ausfindig gemacht werden. Sollte es einen Rechtsnachfolger geben, bitten wir um Verständnis und Rückmeldung.
- derselbe, Schützt das Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung! Pazifistisches Handeln im Köln der frühen 1970er Jahre, ungekürztes Manuskript. Eine gekürzte Fassung ist erschienen in Reiner Schmidt/Anne Schultz/Pui von Schwind (Hrsg.), Die Stadt, das Land, die Welt verändern! Die 70er/80er Jahre in Köln – alternativ, links,, radikal, autonom, Köln 2014, S. 436-439
- derselbe, Von den Mühen der Ebene. Kölner Abrüstungsaktivitäten in den 70er Jahren, ungekürztes Manuskript. Eine gekürzte Fassung ist erschienen in Reiner Schmidt/Anne Schultz/Pui von Schwind (Hrsg.), Die Stadt, das Land, die Welt verändern! …, S. 439-443
2Der Kaufmann Max Heinig (1882-1961) war 1905-1931 (Parteiausschluss) SPD-Mitglied gewesen; 1953-1956 war er Mitglied des DFG-Bundesvorstandes. In den 1950er Jahren war er maßgeblich beteiligt an der Verhinderung eines Truppenübungsplatzes im Königsforst.
3Die erste Resolution Anfang 1949 lautete: „Durch Zeitungsmeldungen wurde bekannt, dass die Errichtung einer ‚ersten Verteidigungslinie am Rhein‘ seitens des westeuropäischen Sicherheitspaktes geplant ist. Dies erfüllt die Versammelten mit Sorge. Wir Deutschen als entmilitarisiertes Volk brauchen keinen Verteidigungswall. Bei der heutigen Flugwaffentechnik von einer Verteidigungslinie zu reden, ist unserer Meinung nach eine Illusion. Wir Deutschen wollen weder Angriffs- noch Schutzwaffen herstellen. Wir sind entmilitarisiert und wollen entmilitarisiert bleiben.“
4Wischnewski, Mitbegründer und erster Vorsitzender der Gruppe Kölner Wehrdienstverweigerer und seit 1957 SPD-Bundestagsabgeordneter, war faktisch der inoffizielle bundesrepublikanische Kontaktmann zur algerischen Befreiungsfront FLN, die in der tunesischen Botschaft in Bonn-Bad Godesberg ihr verdecktes und geduldetes Hauptquartier hatte.
5Art. 4.3 Grundgesetz bestimmt: „Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz.“ Zwar wurde bereits in den frühen 1950er Jahren durch Zeitungsberichte deutlich, dass Bundesregierung und militärnahe Kräfte das zu erlassende Bundesgesetz sehr strikt gestalten wollten, aber das Grundrecht und damit die Möglichkeit der persönlichen Verweigerung waren nun einmal gegeben.
6Prägende Vorsitzende der GdW- bzw. VK-Gruppe waren Hans-Hermann Köper, Günther Schlatter und ab Mitte der 1960er Jahre Hermann Rosendahl. „VK“ steht für „Verband der Kriegsdienstverweigerer“.
7Verteidigungsminister Strauß plante, den vor Stalingrad dezimierten Jahrgang 1922 zu erfassen und zu vierwöchigen Wehrübungen einzuberufen. Die Betroffenen reagierten mit einem Proteststurm.
8In der überreichten Petition hieß es: „Mit großer Besorgnis beobachtet der Verband der Kriegsdienstverweigerer die Ereignisse in Vietnam. Er sieht in der jüngsten Entwicklung ein alarmierendes Zeichen für die Möglichkeit eines großen Krieges zwischen den atomaren Weltmächten. Die Haltung der Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika hat bisher nicht dazu beigetragen, den Krieg in Vietnam zu beenden. Im Gegenteil; die Entsendung von regulären amerikanischen Truppen und die Angriffe auf Ziele in Nordvietnam haben die Situation entscheidend verschlechtert. Wir sehen es als unsere Pflicht an, gegen diese Politik zu protestieren und fordern die Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika gleichzeitig auf, durch Verhandlungen mit den Regierungen der betroffenen anderen Staaten eine politische Lösung des Vietnam-Problems anzustreben. Hierbei möchten wir allerdings darauf hinweisen, dass von uns auch die Haltung der Regierungen der Volksrepublik China und Nordvietnams missbilligt wird.“
9Der Jurist Dr. Ernst Karl Gruhl war zuvor im Versöhnungsbund und in der GdW aktiv gewesen. Er war ein aktiver, aber eigenwilliger Mensch und machte 1968 die Fusion mit der DFG nicht mit.
10Die SPD war seit Beginn der 1950er Jahre darauf bedacht, keine linkssozialistische Alternative entstehen zu lassen und vor allem jeden Verdacht einer auch nur punktuellen Zusammenarbeit mit Kommunisten zu vermeiden. Sie versuchte daher, außerparlamentarische Aktivitäten zu kontrollieren und diffamierte in den 1960er Jahren vor allem die Ostermarschbewegung in öffentlichen Stellungnahmen und mittels verdeckt publizierter Broschüren.
111958 gab es erste Vorschläge für Notstandsgesetze, 1960 und 1963 Gesetzentwürfe. Die 1968 von der Großen Koalition mit Zweidrittelmehrheit beschlossenen Gesetze schränken die Macht des Parlaments zugunsten der Regierung stark ein und ermächtigen die Regierung zum Eingriff in bürgerliche Grund- und Freiheitsrechte.
12Stattdessen besuchte Burauen am gleichen Tag eine Militärparade. In den 1960er und 1970er Jahren ignorierte die Kölner Presse pazifistische Aktivitäten weitgehend; selbst über gut besuchte Versammlungen wurde nicht berichtet.
13Hier einige Beispiele: 1) Bei der Gründung der IdK-Gruppe 1960 waren zwei Beamte des 14. (politischen) Kommissariats anwesend. 2) Am 3.11.1962 hatten sich Kölner IdK-Mitglieder nach dem kurzfristigen Verbot einer Demonstration des Landesverbandes NRW anlässlich der Kubakrise und der Spiegelaffäre zu einem Sitzstreik niedergelassen und waren verhaftet worden. Bei der Vernehmung stellte die Staatsanwaltschaft u.a. folgende Fragen: Haben Sie an kommunistisch gelenkten Demonstrationen und Zusammenkünften teilgenommen? Mit welchem Beförderungsmittel sind Sie zum Demonstrationsort gelangt; wer finanzierte die Fahrt? Wer fertigte das Plakat an „Hände weg von Kuba!“ und wer trug es während der Demonstration? Was wissen Sie über die politische Einstellung der übrigen Teilnehmer? 3) Beim Protest anlässlich des Kennedybesuchs im Juli 1963 erlebten die VK-Aktiven Folgendes: „Unser Transparent befand sich vor dem Rathaus gegenüber Presse und Fernsehtribüne. Zuerst entfalteten wir ein in englischer Sprache geschriebenes Transparent. Es wurde ungefähr 5 Minuten geduldet. Dann schrie einer: Nieder mit dem Transparent! Die Umstehenden brüllten Beifall. Unter Transparent wurde von Kriminalbeamten sichergestellt. Ein zweites Transparent entfalteten wir kurz vor Kennedys Ankunft. Diesmal waren es ‚Bürger‘ (Oberamtmann vom Amt für öffentliche Ordnung), die unser Transparent herunterrissen.“ 4) 1979 versuchten „Freunde der Volkshochschule Köln“, diese von pazifistischem Einfluss zu säubern, wie Winfried Schwamborn in der Zivilcourage 7/8 1979 berichtete.
14Das Wehrbereichskommando III (WBK) in Düsseldorf hatte Anzeige wegen angeblichen Verstoßes gegen das (1935 erlassene und auf den Ausschluss jüdischer Juristen zielende) Rechtsberatungsmissbrauchsgesetz gestellt. Insgesamt hatten diverse WBK bundesweit mehr als 200 Ermittlungsverfahren gegen Mitglieder der KDV-Verbände initiiert, die letztlich ergebnislos eingestellt werden mussten. Die Schriftstellerin Karin Struck beschreibt die friedenspolitische Tätigkeit von Elfi Thurow in ihrem Buch „Zwei Frauen“, Münster 1982.
15Hiroshimaaktion 1983 auf der Domplatte Foto: Christine Schweitzer