Soziologe Rolf Pohl: Bundeswehr baut Soldatenpersönlichkeit zu „kriegstauglichem Ich“ um

Im Interview des Kölner Stadtanzeiger am 2.4.2017 erläutert der Soziologe Rolf Pohl, warum es bei der Bundeswehr häufig zu Gewaltakten, Demütigungen oder sexuellen Übergriffen kommt. Er erklärt:

Beim Militär wird das zivile Ich einer Persönlichkeitsumwandlung unterzogen, damit ein militarisiertes und kriegstaugliches Ich aufgebaut werden kann. Das wird durch Regressionsvorgänge und eine gewisse Infantilisierung erzielt. Außerdem müssen die jungen Soldaten lernen, mit der Todesangst umzugehen.

Seiner Ansicht nach solle man grundlegender über das Verhältnis von Militär und Geschlecht und die damit verknüpfte Idee einer vorherrschenden Männlichkeit nachdenken. Es müsse viel häufiger Aufklärungskurse geben – allerdings lasse sich eine andere Denkweise, weg von den traditionellen Mustern, nicht einfach antrainieren.

Pohl stellt weiterhin fest:

Außerdem steht die Transformation der Bundeswehr in eine weltweit operierende Interventionsarmee, mit der Bereitschaft Krieg zu führen, einer wirksamen Aufklärung entgegen. Solange diese Entwicklung weitergeht, ist daher ein Rückgriff auf traditionelle kriegerische Männlichkeitsmuster wahrscheinlich. Ein wirksames Umdenken müsste daher zuerst in der Politik anfangen.

Das vollständige Interview ist hier.

„War is not the answer“. Graffito in Köln.

Rolf Pohl war nach Angaben von Wikipedia bis Februar 2017 Professor am Institut für Soziologie und Sozialpsychologie an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover. Er beschäftigte sich mit Männlichkeits- und Geschlechterforschung, Jugendforschung und politischer Psychologie, sowie psychoanalytischen und sozialpsychologischen Fragen zu NS-Tätern und ihren Verbrechen.

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