Rolf Fritz Müller: „Pazifistisch ist die SPD-Ablehnung der Drohne nun wirklich nicht“

Wir veröffentlichen einen unveröffentlichten Leserbrief zu dem am 11.12.2020 im Kölner Stadtanzeiger erschienener Artikel von Matthias Koch “Alarm, die Drohnen kommen” über den Drohnenkrieg in Berg-Karabach. #Drohnendebatte


Von Dr. phil. Rolf Fritz Müller, Köln. Da stellt der Autor Matthias Koch fest, dass Kampfdrohnen im Begriff sind, schweres militärischen Gerät überflüssig zu machen. Man fragt sich unweigerlich, wie blöd die Rüstungsindustrie ist, dass sie dadurch die eigene Produktion von Kampfpanzern, Jagdbombern, Flugzeugträgern und Mittel- und Langstreckenraketen gefährdet. Zudem schrumpfen ganze Armeen auf die Größe einer Filmset-Crew, wie der Autor richtig bemerkt. 

Friedensnobelpreisträger Barack Obama hat mittel Joysticks  – so heißen nun sinnigerweise die Mörderwaffen – über Ramstein sehr diskret in Afghanistan mancher Hochzeitsgesellschaft im Namen der Terrorismusbekämpfung einen todbringenden Besuch abgestattet. Solche Hochzeitsgeschenke mag man unschön finden, aber mit der Drohne gibt es keine kostspieligen Materialschlachten mehr wie in früheren Kriegen. Die moralisch gute Seite, also die westliche, hat darüber hinaus keine menschlichen Leichenberge mehr zu entsorgen und trauernde Angehörige zu entschädigen. Ökologisch und preisgünstig ist die Drohne gegenüber milliardenschwerer Rüstungsproduktionen auf jeden Fall.

Norbert Walter Borjans ist wohl der einzige, der sich gegen die Drohne stemmt und für den Erhalt von zigtausende Arbeitsplätzen in der alten Rüstungsindustrie kämpft, denn gegen Kriegswerkzeug hat die SPD praktisch nie gewettert. Pazifistisch ist die SPD-Ablehnung der Drohne nun wirklich nicht, wie der Autor Koch behauptet. 

Eine junge Frau mit kurzen blonden Haaren, Perlenohrsteckern und einem Perlencollier in einem rosafarbenem Kostüm hält Papier in den Händen, während sie auf einem Hocker in einem sonnigen Park sitzt.

Prinzessin Diana am 17.6.1997 beim US-amerikanischen Roten Kreuz in Washington DC, kurz bevor sie eine Rede zur Ächtung der Landminen hält. Foto: John Mathew Smith & www.celebrity-photos.com von Laurel Maryland, USA, CC BY-SA 2.0

Die Drohne muss nicht die SPD, aber das Auftauchen einer Adligen, die weltweit die Ächtung der Drohne medienwirksam propagiert, fürchten. Lady Diana hat als Symbolfigur mit Friedenskämpfern ja mal die Ächtung der Bodenminen erfolgreich durchgesetzt. 

Vielleicht kämpft der Kölner Stadtanzeiger einmal so engagiert gegen das tagtägliche militärische Morden in der Welt, wie Joachim Frank bewundernswert seine missbrauchsdurchseuchte katholische Kirche auf den Pfad der Reinheit zu bringen versucht. Missbrauch ist schrecklich und es ist gut, dagegen anzugehen, aber Kriege sind tödlich. Ich vermisse hier die Ausgewogenheit des journalistischen Engagements angesichts vom millionenfachen Morden durch die Kriegsmaschinerien. Zum Fest des Friedens wünsche ich allen eine Drohnen ächtende Weihnacht!

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