Isabelle Casel: „Stoppt die Klimakiller Krieg, Militär und Rüstungsindustrie!“

Unsere Ko-Sprecherin Isabelle Casel hielt am 19.3.2021 in Köln eine Rede zum „Globalen Klimastreik“:


Umwelt- und Klimaschutz, auch die gesetzten Klimaziele sind nur mit einer drastischen Reduzierung der militärischen Emissionen zu erreichen. Es ist ein Skandal, dass in den Klimaabkommen das Militär von den Regierungen auf Druck der NATO-Staaten absichtlich ausgeklammert wird. Das muss sofort nachgebessert werden!

Wir alle müssen Verantwortung übernehmen, zur Einschränkung der CO2-Emissionen z.B. mit weniger Fleischkonsum, weniger Flugreisen etc. Aber nur, wenn Regierungen mit gutem Beispiel voran gehen und in ihren eigenen Möglichkeiten die Emissionen drastisch reduzieren, kann die Bevölkerung glaubwürdig zu eigener Verantwortung gebracht werden. Mit den militärischen Emissionen muss begonnen werden, denn sie sind die größten Umwelt- und Klimakiller.

Der Militarismus ist Ursache und Folge der Klimakrise. Kriege fördern den Klimawandel. Die Klimakrise fördert Kriege. Produktion, Handel, Export und Transport  von Waffen – von Gütern, die die Menschheit für ein gutes Leben nicht braucht –  Manöver und vor allem der Krieg erzeugen Unmengen von CO2.

Der Kampfpanzer Leopard 2 verbraucht auf 100 Kilometer bis zu 530 Liter Diesel so viel wie 100 Kleinwagen. Der Kampfjet Eurofighter verbraucht ca. 70-100 Liter Kerosin pro Minute und produziert pro Flugstunde 11 Tonnen CO2 -das ist so viel, wie durchschnittlich eine in Deutschland lebende Person im gesamten Jahr. Allein auf der Air Base Ramstein finden jährlich 30.000 Starts und Landungen statt.

Daher fordern wir: US-Truppenstationierungsvertrag kündigen, keine Steuergelder (48,3 Mio./Jahr) für US-Militär, keine Kampfjet-Übungen und keine Beihilfe zu US-Drohnenmorden!

Das US-Militär ist mit seinen rund 1.000 Militärstützpunkten weltweit der größte Verbraucher fossiler Brennstoffe. Sein jährlicher CO2 Ausstoß beträgt 73 Millionen Tonnen und damit mehr als der Ausstoß des ganzen afrikanischen Kontinents.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres forderte die Staaten auf, angesichts der „Corona-Krise“ einen weltweiten Waffenstillstand zu erklären. Dem sind die Staaten nicht gefolgt. Auch die Aufrüstung in Deutschland geht ungebremst weiter. Wir brauchen einen umfassenden Abrüstungsprozess, den Stopp der Produktion und Export von Kriegswaffen und die drastische Kürzung des Militäretats. Würden wir diesen halbieren, hätten wir sofort verfügbar: 13 Mrd. für eine kostenlosen Nahverkehr für alle, 10 Mrd. für den jährlichen Ausbau des ÖPNV, 1 Mrd. für 100.000 Solaranlagen und 1 Mrd. für die Aufforstung jährlich.

Auch im Sinne des Grundgesetzes und des Völkerrechts fordern wir als konkrete aktuelle Schritte:

  • keine Kriegsdrohungen, Interventionen und „Regime Changes“ oder Beteiligung daran! Von Deutschland darf nie mehr Krieg aus gehen – keine Auslandseinsätze der Bundeswehr!
  • Deutschland und alle Länder die dies noch nicht getan haben, müssen dem UN Atomwaffenverbotsvertrag beitreten. Sofortiger Abzug der US Atomwaffen aus Deutschland (Büchel) gemäß Bundestagsbeschluss 2010.
  • Keine Anschaffung von Kampfdrohnen und autonomen Waffensystemen!

Krieg ist einer humanistischen Gesellschaft unwürdig! Das gilt natürlich auch für Krieg als Mittel der Politik! Greuel und Katastrophen vergangener Kriege in Europa sind bei vielen in Vergessenheit geraten, weshalb die gefährliche Kriegspolitik der Bundesregierung und der NATO zum Teil widerspruchslos hingenommen wird.

Wir lassen uns keine Angst machen mit geschürten Feindbildern wie z. B. von Russland, das seinen Militäretat auf 60 Mrd. gesenkt hat, während die NATO über 1000 Mrd. Steuergelder für ihre gefährliche Eskalationspolitik verschleudert.

Die Annahme, (Interessens-)Konflikte dadurch zu „lösen“, dass man Menschen losschickt, um sich gegenseitig umzubringen, gehört in die Steinzeit und würde uns auch wieder in diese zurückführen.

Zudem – niemand bedroht uns, niemand greift uns an!

Wir brauchen eine neue Entspannungspolitik und freundschaftliche Beziehungen mit Russland und China, anstatt die Provokation, Aufrüstung oder Militärübungen an den NATO Ostgrenzen oder Kriegsschiffe im chinesischen Meer!

Keine weitere Energie darf für die Bedrohung und Zerstörung von Menschen und Natur durch Militär verschwendet werden. Die Friedens- und die Umweltbewegung können das gemeinsam erreichen, indem wir alle mit dem gleichen Interesse an unserer Zukunft mitnehmen. Das Bündnis mit den Themen Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und Antirassismus darf das Thema Frieden nicht auslassen. Eine ernsthafte Umwelt- und Klimadebatte um drastische CO2-Reduzierungen ist ohne den militärischen CO2-Ausstoß unvollständig.

Frieden ist vielleicht nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts. Wenn wir in der heutigen Welt mit ihrem Atomwaffenpotential den Frieden nicht erhalten, machen alle politischen Forderungen keinen Sinn.

Unterstützt uns bei unserem Protest und unseren Aktionen an den Militärstützpunkten z.B. in Büchel, Nörvenich, Ramstein, Spangdahlem – jede Stunde, die ein Kampfjet nicht fliegt, werden 11 Tonnen CO2 Ausstoß verhindert.

Ein Mann und eine Frau stehen in Winterkleidung und Stoffmasken hinter einem Stand, der mit Friedenstauben auf blauem Grund bedeckt ist und auf dem Flyer liegen. Die Frau schwenkt eine große Friedensfahne. Im Hintergrund weitere Fahnen und Pavillons.

Michael Sünner und Isabelle Casel mit Mund-Nase-Masken beim Klimastreik „#AlleFür1Komma5“ am 19.3.2021 in Köln. Foto: privat

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