Ursula Forner über Kölner Beiträge zur Abschaffung der Atomwaffen – Ausstellung eröffnet

Von Ursula Forner. 

Lasst uns unsere unersetzliche Erde schützen vor den Atomwaffen.

Das waren die Worte von Herrn Kazuo Soda, und er gewann damit die Herzen der Menschen auf seinen privaten Friedenspilgerreisen, die ihn aus seiner Heimat Fukuoka nach Frankreich, Österreich, Deutschland, Kanada usw. führten. Herr Soda war fünfzehn Jahre alt, als die Atombombe auf seine Vaterstadt Nagasaki abgeworfen wurde. 

Ein kleiner asiatisch aussehender Mann in weißer Sommerhose und weißem Hemd und eine Frau in T-Shirt und Bermuda-Shorts lesen Texte und sprechen in ein Mikrophon. Sie stehen am Hauptportal des Kölner Doms. Im Hintergrund eine Wand aus lauter Pappschildern, die beschriftet wurden. Darüber hängt ein Transparent mit der Aufschrift "Your signature is a step to elimination of nuclear weapons!" Ein weiteres Transparent mit der Aufschrift "Schluss mit dem nuklearen Wahnsinn" hängt an der Wand. Links sind Zuhörer zu sehen.

„Your signature is a step to elimination of nuclear weapons!“ und „Schluss mit dem nuklearen Wahnsinn“. Gedenken an Hiroshima auf der Domplatte am 6.8.1995 zum 50. Jahrestag des Atombombenabwurfs. Es spricht Kazuo Soda. Foto: Ulrike Dammers

Bei seinem ersten Besuch in Köln 1992 lernte er die Klagemauer für Frieden von Walter Hermann am Kölner Dom kennen, war begeistert und kehrte fast jährlich im August zurück nach Köln bis 2013. Er berichtete von den verheerenden Folgen der Atombombenabwürfe und warb leidenschaftlich für die Abschaffung der Nuklearwaffen weltweit und den Frieden unter den Völkern. 

An der Klagemauer lagen Listen aus, und Zehntausende aus aller Welt unterschrieben am Kölner Dom die Forderung nach Abschaffung der menschenverachtenden Waffen. Der Versand der Pakete mit den Listen erfolgte durch die Stadt Köln an die Vereinten Nationen.

Der Rat der Stadt hatte Köln im Oktober 1984 zur Atomwaffenfreien Zone erklärt, im April 1985 wurde die Stadt Mitglied im „Internationalen Städtebündnis mit Hiroshima und Nagasaki zur Förderung der Solidarität der Städte mit dem Ziel der vollständigen Abschaffung der Atomwaffen in aller Welt“, kurz: Mayors for Peace.

Im Jahr 2000 schenkte Kazuo Soda den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Köln die Ausstellung „Die Atombombe und der Mensch“, herausgegeben von Nihon Hidankyo, der Vereinigung der japanischen Atombombenopfer, genannt Hibakusha. 

Die Stadt legte die Verantwortung für die Ausstellung in die Hände der Friedensbewegung, und es bildete sich zu ihrer Betreuung der Arbeitskreis Hiroshima-Nagasaki.

Gleichzeitig startete ein Bürgerantrag zur Benennung einer Straße oder eines Platzes nach Hiroshima und Nagasaki, dem die Bezirksvertretung Innenstadt im Dezember 2001 stattgab mit der Benennung des Parks am Aachener Weiher im Inneren Grüngürtel in Hiroshima-Nagasaki-Park. 

Die Einweihung erfolgte am 7. August 2004 mit einem großen Fest im Museum für Ostasiatische Kunst und auf den Parkwiesen. Der Kölner Oberbürgermeister war vertreten durch die Bürgermeisterin Renate Canisius, unter den Festrednern war selbstverständlich auch Kazuo Soda, seit 2001 Träger des Aachener Friedenspreises. Er sagte damals:

Wir brauchen keine Militärbasen, wir brauchen Friedensbasen wie diesen Park.

Im Jahr 2005 gehörte Köln zu den Unterzeichnerstädten der Verpflichtung „Atomwaffenfrei bis 2020“ der Mayors for Peace.

Gedenkstein im Hiroshima-Nagasaki-Park Köln. Foto: Konrad Höcker, 5.8.2007.

Im  August 2007 konnten wir das Mahnmal „Atomwaffen abschaffen“ im Hiroshima-Nagasaki-Park enthüllen. Dort und am Kölner Dom finden jährlich am 6. und 9. August Kundgebungen und Gedenkveranstaltungen statt. 

Vor  einigen Jahren haben die deutschen „Bürgermeister für den Frieden“ den Flaggentag  ins Leben gerufen. Am 8. Juli 1996 stellte der Internationale Gerichtshof in Den Haag in einem Rechtsgutachten fest, dass die Androhung und der Einsatz von Atomwaffen generell mit den Regeln des internationalen Kriegsvölkerrechts unvereinbar sind. Darum wird am 8. Juli die grüne Friedensfahne der Mayors for Peace an den Rathäusern gehisst. Nach einer Änderung der Kölner Flaggenordnung vor drei Jahren ist Köln auch bei den über 270 deutschen Städten, die damit ihre Forderung nach Abschaffung aller Nuklearwaffen untermauern. 

Aufgrund eines Bürgerantrags bekräftigte der Kölner Petititionsausschuss mit den Stimmen von CDU, SPD, Grünen und Linken im April 2017 die beiden Beschlüsse des Stadtrats aus den Jahren 1984 und 1985 zur Ächtung der Atomwaffen. 

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker schrieb 2017 in einem Grußwort an die Friedensradfahrer: 

Als Bürgermeisterin für den Frieden setze ich mich dafür ein, Atomwaffen weltweit abzuschaffen, insbesondere auch, die Atombomben beim Jagdbombergeschwader 33 in Büchel abzuziehen. 

Dort lagern ja bekanntlich auf dem NATO-Flugplatz ca. zwanzig Atombomben, die die USA zur Zeit einer Modernisierung unterziehen. In einem Einsatzfall muß die Bundeswehr diese Waffen mit ihren Maschinen ins Ziel fliegen. Das ist Bestandteil der „Nuklearen Teilhabe“ der Bundesrepublik. 

Übrigens ist der Arbeitskreis Hiroshima-Nagasaki Mitglied im Trägerkreis „Atomwaffen abschaffen – Büchel ist überall!“. Der Trägerkreis wiederum gehört zu ICAN, „International Campaign to abolish Nuclear Weapons“. ICAN erhielt ja bekanntlich 2017 den Friedensnobelpreis für die Erstellung eines Atomwaffenverbotsvertrags. Bis zu dessen Ratifizierung durch mindestens 50% der Staatengemeinschaft wird wohl noch sehr viel Engagement, Zeit und Geduld investiert werden müssen, aber:

We shall overcome!


Ursula Forner ist Mitglied des Arbeitskreises Hiroshima-Nagasaki im Kölner Friedensforum. Sie hielt diese Rede am 10. November 2018 in der Versöhnungskirche in Köln-Holweide zur Eröffnung der Ausstellung „Die Würde des Lebens beschützen. Für eine Welt ohne Atomwaffen.“

Die Ausstellung läuft noch bis zum 21. November 2018.

Das könnte dich auch interessieren …

×