Krysztof Daletski: Vorkriegsnotizen

1

Die Regierung erklärt, sie will investieren:
zusätzlich dreißig Milliarden pro Jahr
ins Militär.

Freuen dürfen sich schon
die Hochschulen auf Forschungsgelder,
die Konzerne auf Rüstungsaufträge,
die Jugendlichen auf Karrieren
in der Armee.

Bestens gerüstet werden wir sein
für den kommenden Krieg.

Aber: wie wäre es denn,
wenn wir nicht investierten
und der Krieg
bliebe aus?

2

Die Stimmung der Truppe wird wieder besser.

Nach all diesen Jahren des Sparens.
Nicht mal ein zünftiger Feind.
Immer nur hocken in der Kaserne,
das ist doch nicht attraktiv für Soldaten.

Endlich wird investiert
in Ausrüstung und Personal.
Aufwärts geht es nun wieder.
Allenthalben ist Aufbruchstimmung.

Bin ich der einzige, den das beunruhigt?
Und der sich fragt: Wohin
die Truppe wohl aufbricht?

3

Nicht nur Soldaten,
auch Informatiker,
Ingenieure und Journalisten
sind jetzt gefragt.

Äußerste Sorgfalt von Spezialisten
erfordert nämlich die Arbeit

an der Software zur Fernaufklärung:
Ein Fehler im Code und Orte bleiben unzerstört;

an der Sensorik der Wärmebildkamera:
Ein falsches Signal und Fremde bleiben ungetötet;

an der Kampagne zur Rechtfertigung:
Ein falsches Wort und das eigene Volk
bleibt ohne Hass.

Zwei kleine Menschlein unterhalten sich zwischen einem riesigen Arsenal furchteinflößender Raketen, die aus ihren Bodensilos herausragen.

„Und du bist dir sicher, es ist die Umweltpolitik, mit der sich die Menschheit selbst auslöscht?!“ Karikatur (4.2.2019): Klaus Stuttmann.


Wir bedanken uns bei Krysztof Daletski für die Möglichkeit, die „Vorkriegsnotizen“ zu veröffentlichen. Die Erstveröffentlichung übernahm „Das Blättchen„. Vielen Dank auch an Klaus Stuttmann für die Karikatur.

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