Katholische Friedensethik: Kardinal Woelki dankt Soldat*innen für „nachhaltigen Frieden“

Von Stefanie Intveen.

Bei klirrender Kälte versammelten sich heute etwa zwanzig Friedensaktivist*innen mit Transparenten wie „Selig sind die Frieden stiften!“ (Bergpredigt) vor dem Kölner Dom, während im Dom selbst Kardinal Woelki den uniformierten Teilnehmer*innen des Internationalen Soldatengottesdienstes erklärte, unter welchen Bedingungen der Krieg aus Sicht der katholischen Kirche ethisch gerecht sei.

Nach einem Ausflug in den „radikalen Pazifismus“ Gandhis, Martin Luther Kings und Jesu erklärte er den Uniformierten mit Bezug auf die Lehre vom gerechten Krieg des Heiligen Augustinus aus dem 4. Jahrhundert n. Chr., auf die Friedensenzyklika von Papst Johannes XXIII. und auf das Friedenswort der deutschen Bischöfe aus dem Jahr 2000, dass sie beim Kriegführen Friedensstifter seien, solange sie dabei die geltenden Kriterien der katholischen Friedensethik erfüllten:

  1. Erlaubnis durch eine legitime Autorität
  2. gerechtfertigter Grund
  3. realistisches Ziel
  4. moralisch gute Absicht

Krieg sei dann als Notwehr und letztmögliches Mittel – als ultima ratio – ethisch gerechtfertigt. Es gebe aber keine Pflicht zur gewaltsamen Notwehr. Ziel bleibe immer der nachhaltige Frieden. Wenn sie sich so verhielten, würden die Soldaten dem Volk einen nachhalten Frieden schenken, und dafür danke Kardinal Woelki den Soldat*innen.

Die Predigt lässt keinen Zweifel daran, dass die Katholische Kirche den „radikalen Pazifismus“ ablehnt. Das war im frühen Christentum anders. Der Bruch der Kirche mit der frühchristlichen Gewaltlosigkeit und der Ablehnung des Militärdienstes vollzog sich in der Zeit, als das Christentum aus der Religion einer erbarmungslos verfolgten Minderheit zur Staatsreligion des Imperium Romanum wurde („Konstantinische Wende“). Eine – theoretisch denkbare – Rückkehr des Katholizismus zum „radikalen Pazifismus“, wie Kardinal Woelki sich ausdrückte, hätte zweifellos politische Folgen für den hervorgehobenen Status der Kirche in Staat und Gesellschaft. Es verwundert daher nicht, dass dies nicht geschieht.

Irritierend ist, dass der Kardinal nicht Gott, sondern den Soldaten für den Frieden dankte. Aber nach der vorangegangen Argumentation der Predigt war es ein konsistenter Schluss.

Hier ist die Predigt zum Nachhören (Domradio).

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