Schatten in uns
Von Andrea und Veit Lindau.
Unser Herz ist heute voller Trauer und Ohnmacht. Denn heute jährt sich das Massaker der Hamas in Israel.
Nein, dies ist kein Post, mit dem wir für eine der Seiten Position beziehen.
Wir gedenken mit blutendem Herzen des Wahnsinns, der dort stattfindet.
Uns ist klar, dass der 7. Oktober nicht der Anfang der Gewalt, sondern ein brutaler Tiefpunkt innerhalb einer langen Geschichte von Angst, Schmerz und Hass ist.
Es ist verführerisch, aus Ohnmacht gar nicht hinzuschauen.
Es ist emotional verständlich, Partei für eine Seite ergreifen zu wollen. Doch auch das ist nicht die Lösung.
Wir verurteilen ganz klar die andauernde Aggression Israels, aber auch jede terroristische Gewalttat. Wir verurteilen die Heuchelei unserer Regierung.
Doch vor allem gedenken wir heute mit blutendem Herzen der Opfer auf beiden Seiten. Wir weigern uns, sie gegeneinander aufzuzählen.
Wir beten heute für die, die in diesem Wahnsinn Menschen oder ihr Zuhause verloren haben.
Wir gedenken derer, die die fast übermenschliche Stärke aufbringen und sich auf beiden Seiten oder auch hier bei uns für Verständigung und Frieden einsetzen.
Was da im Nahen Osten passiert, ist nicht der einzige, aber der vielleicht gerade deutlichste, hässliche Spiegel für die fürchterliche Angewohnheit des Menschen, das WIR der Menschheit in ein „uns“ und ein „die“ einzuteilen, Vorurteile aufzubauen, Mauern zu ziehen, zu unterdrücken, sich zu bedrohen, wegzunehmen, zurückzuschlagen, und, und, und …
Möge uns dieser Tag an den Schatten in uns erinnern.
An die Momente, in denen wir innerlich aus Selbstgerechtigkeit oder Angst heraus ein Menschenleben höher bewerten als ein anderes.
Wir beten heute dafür, dass dieser Wahnsinn stoppt.
Nicht durch ein Wunder, das vom Himmel kommt, sondern durch Millionen kleiner Wunder. Durch Gesten des Mitgefühls und der Verständigung. In jedem:jeder in uns.
In stillem Gebet,
Veit und Andrea