Tanya Ury: „Nicht in unserem Namen!“

Wir dokumentieren hier die Rede von Tanya Ury, Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost beim Kölner Ostermarsch am 30.03.2024:


Ich bin Tanya Ury, Mitglied der Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost. Und wir sagen: Nicht in unseren Namen!

Eine Frau mit grauen Locken spricht in ein Mikro. Ein älterer Mann mit grauem Haarkranz und Brille schaut ihm ernst von hinten zu.

Tanya Ury, Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost, beim Ostermarsch, Roncalliplatz, Köln, 30.3.2024. Foto: Stefanie Intveen

Ich bin Jüdin und Britin mit deutscher Staatsangehörigkeit. Seit Jahrzehnten beobachte ich wie die Palästinenser in Gaza unter unmenschlichen Umständen leben müssen. Unsere Gruppe, kurz JS genannt – die aus Jüdinnen und Juden aus allen Altersgruppen und unterschiedlicher Herkunft besteht, die sich jetzt in Deutschland zusammengefunden haben – beobachtet, erkundigt und ihrer Kritik über Israels Politik ausspricht. Neue Mitglieder kommen jede Woche dazu, besonders seit dem Krieg in Gaza. Wir wollen, dass die Welt Bescheid weiß, dass wir als Juden nicht damit einverstanden sind, wie das palästinensische Volk behandelt wird.

Mein eigener Hintergrund ist einer der zweiten Generation, deren Eltern und Großeltern, vor dem sicheren Tod, aus Deutschland auswandern mussten, vor
und während des Nazi-Regimes. Und ich staune wie heute die deutsche Regierung aufgrund ihres angeblichen Wunsches, dem jüdischen Volk Sühne zu beweisen, einen Krieg unterstützt, der unschuldige Menschen auszurotten versucht. Es ist ein furchtbarer blinder Fleck und leider ein Beweis, dass Deutschland nichts aus seinen früheren ungeheuren Fehlern gelernt hat.

Die lebenswichtigen Wassermenge, die von der israelischen Besatzung gemessen und bestimmt wird, ist schon lange weitaus zu knapp gewesen; das Land der Palästinenser und ihr Lebensunterhalt – wenn man von den Früchten der Erde lebt – wurden jahrzehntelang geraubt, um Platz zu machen für Häuser für israelische Siedler. Die Umstände in Gaza sind schon seit Jahren unmenschlich und unmöglich gewesen. Doch seit dem Krieg, der seit über fünf Monaten geführt wird, verschlechtert sich die Situation in Gaza auf dramatische Weise. Neben den maßlosen Bombardierungen erleben die Menschen dort auch noch Hungersnot und werden nicht mit angemessener Hilfe versorgt. Die Welt sieht zu, während verwundete Menschen nicht mal in Krankenhäusern Zuflucht finden können, da die meisten auch bombardiert wurden. Wie viele müssen noch sterben bis man Aufhören! sagt und Israels Offensive beendet? Unter den 30,000 getöteten in Palästina, die Meisten von ihnen einfache Menschen, sind 70% Kinder und Frauen. Es reicht nicht, wenn die israelische Regierung berichtet, dass das Land sich verteidigen müsse, wo so klar wird, dass Krieg gegen Zivilisten geführt und Genozid ausgeübt wird. Palästinenser sind im Südwesten von Gaza gefangen, nachdem sie von die Israelischen Behörden aufgefordert wurden, den Norden zu verlassen. Doch werden sie dort jetzt bombardiert und haben keine weitere Zufluchtsmöglichkeiten.

Wir – Deutsche, Palästinenser, Juden und alle, die sich heute hier auf dem Friedens Ostermarsch befinden – wünschen uns, dass dieser menschenvernichtende Krieg eine Ende findet, dass die Palästinenser und Juden endlich in Frieden nebeneinander ein Leben in Nahost führen können, das legitim, fair und gerecht ist. Das ist es, was die Welt verlangen und unterstützen sollte. Keine weiteren Bomben, keine Hungersnot. Wollen wir nicht alle Nicht in unseren Namen ausrufen?

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