Kölner Stimmen für eine atomwaffenfreie Welt

Das Kölner Friedensforum schreibt:

Mit dem Bürgerantrag „FÜR das Leben – JA zur Initiative der Vereinten Nationen zur Abschaffung von Atomwaffen“ setzen sich zahlreiche Kölnerinnen und Kölner für eine Abschaffung dieser Vernichtungswaffen, für eine Welt des Friedens und der Menschenwürde ein. Wir haben als Kölner Friedensforum persönliche Beiträge einiger Erstunterzeichner der Kampagne dokumentiert und wünschen eine angeregte Lektüre.


Dogan Akhanli, Autor und Menschenrechtsaktivist

„Vor kurzem habe ich einen Artikel über Kazuo Soda gelesen. 1991, In dem Jahr, als ich nach Deutschland geflohen bin, war auch Kazuo zum ersten Mal in Köln und hat gegen Atomwaffen gesprochen. Zu diesem Zeitpunkt

lebten noch über eine halbe Million Menschen, die unter den Folgen des Atombombenabwurf von Hiroshima und Nagasiki litten. Er hat seine Eltern und seinen Bruder durch die Folgen der Atombombenabwürfe verloren, seitdem hat er nie aufgehört, gegen diese Waffe zu kämpfen. Jahrelang ist er in die ganze Welt, um den Kampf gegen eine Waffe zu gewinnen, die das menschliche Leben auf diesem Planeten immer noch gefährdet.

Menschen wie Kasuo haben das Schweigen und Tabus gebrochen. Ihr Mut hat den Weg bereitet für den Beschluss der Vereinten Nationen, Atomwaffen weltweit zu verbieten. Sie machen es uns heute leichter, unsere Stimme zu erheben, für eine Welt ohne Atomwaffen, für Menschlichkeit und Menschenrechte statt der Logik der Angst und des Hasses.

Die Stimmen der Menschen, deren Schatten an den Wänden von Hiroshima und Nagasaki geblieben sind, sind nicht verstummt. Sie rufen die ganze Welt, uns alle auf, den Wahnsinn der Atombombe nicht mehr zu dulden und diese Waffe endgültig zu verbannen. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass der Stadtrat der Stadt Köln den Antrag gegen Atomwaffen beschließt. Ich bin optimistisch, denn ich weiß: Die Kraft der Solidarität kann stärker sein als Einschüchterung und Gewalt. Daher wünsche ich uns allen Optimismus und Mut für eine bessere Welt ohne Atomwaffen, für eine Welt des Friedens und der Menschlichkeit.“


Prof. Dietrich Stauffer, Physiker

„Ich habe 1987 im Bonner Hofgarten für die nukleare Abruestung demonstriert, wo auch ein Physik-Nobelpreistraeger zu uns sprach. Aber erst nach meiner Pensionierung lernte ich im Geschichtsstudium und aus

Zeitungen, wie nahe wir an einem Atomkrieg aus Versehen waren (1962, 1979, 1983). 1983 entschied der Oberstleutnant Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow einen von der sowjetischen Satellitenüberwachung gemeldeten Angriff der USA mit nuklearen Interkontinentalraketen als Fehlalarm einzustufen. Er hielt einen Erstschlag der USA für unwahrscheinlich. Hätte er blind in die Technik vertraut, wäre womöglich ein vermeintlicher russischer atomarer „Gegenschlag“ und ein Atomkrieg die Folge gewesen. Die Abschaffung der Atomwaffen ist die einzige Möglichkeit, in Zukunft ein neues Hiroshima auszuschließen.

Deswegen unterstütze ich die Kampagne „FÜR das Leben – JA zur Initiative der Vereinten Nationen zur Abschaffung von Atomwaffen“. Als erster Schritt hier ein Vorschlag (FAZ 21.9.2016) zur akuten NATO- Russland-Spannung in Polen und Baltikum: Zwei Kernwaffenfreie Zonen Rheinland-Pfalz sowie Kaliningrad (russische Exklave zwischen Litauen und Polen). Noch besser: Ganz (West-)Deutschland sowie Russland westlich von 31 Grad östlicher Länge. Nachfragen zum Vorschlag an: dstauff@thp.uni-koeln.de. “


Jörg Mährle, Geschäftsführer DGB-Region Köln-Bonn

„Der Einsatz für Frieden und Entspannungspolitik gehört
zur „DNA“ der deutschen Gewerkschaften nach dem
Zweiten Weltkrieg. Im Aufruf zu den Maikundgebungen
1962 hieß es unter anderem: „Nur wenn es gelingt, die Atomwaffen in der ganzen Welt zu ächten und zu vernichten, und nur, wenn eine allgemeine Abrüstung herbeigeführt wird, kann die Gefahr der völkervernichtenden Katastrophe abgewendet und der Frieden der Welt gesichert werden.“ Diese Position ist bis heute gültig. Denn: Bisher hatten wir einfach nur Glück … Glück, dass es keine technischen Fehlfunktionen gab … Glück, dass es keine falsche Lageeinschätzungen gab, die zu einem Einsatz von Atomwaffen führten … Glück, dass niemand auf den „roten Knopf“ gedrückt hat. Glück ist aber nicht dauerhaft. Deswegen forderte der DGB anlässlich der UN-Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag 2015 erneut ein internationales Verbot von Nuklearwaffen. Ein Abzug der in Büchel stationierten Atomwaffen und ein Beitritt zu dem im letzten Jahr beschlossenen Vertrag der Vereinten Nationen zur Abschaffung und Ächtung von Atomwaffen sind wichtige Schritte auf dem Weg zu einem internationalen Verbot.“


Hans Mörter, Pfarrer der Lutherkirche

„Die Produktion, Lagerung in Büchel, Eifel und das Üben der Luftwaffe mit Atomwaffen ist in sich ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Weil damit gerechnet wird, sie im Zweifelsfall einzusetzen. Die militärische Option im Denken ist fatal. Sie rechnet mit der Möglichkeit eines Einsatzes, stellt sich darauf ein und ist bereit dazu. Nach der Unmenschlichkeit von Hiroshima und Nagasaki gibt es da nur ein ganz klares Nein!

Atomwaffen dürfen keine Option sein, weil die Drohung und der mögliche Einsatz eine gnadenlose fürchterliche Perversion des Menschseins sind.“


Erasmus Schöfer, Autor

„Seit ich um 1950 konkreter erfahren habe, welche furchtbaren Folgen die amerikanischen Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki hatte, habe ich mit meinen Mitteln als Schriftsteller und Bürger immer wieder versucht, die Menschen in Deutschland aufzuklären über die apokalyptische Bedrohung der Menschheit durch diese Waffen.

Es entsetzt mich, dass heute von Politikern, vorerst nur verbal, in
unglaublicher Verblendung oder abgrundtiefem Zynismus, gedroht wird, erneut diese Waffen einzusetzen. Und es empört mich, dass unsere Regierung es bisher ablehnt, den von der UNO beschlossenen Vertrag für die Abschaffung aller Atomwaffen zu unterzeichnen und die Stationierung US-amerikanischer Atomwaffen auf deutschem Boden zu verbieten.“


Eren Önsöz, Filmemacherin und freie Autorin

„,Der Irre mit der Atombombe‘. Wenn dieses Bild bemüht wird, ist meist vom nordkoreanischen Staatschef die Rede. Doch was ist mit den 8 übrigen Nuklearmächten? Sind sie etwa weniger „irre“..!?

51 Staaten haben ein historisches Abkommen zum Atomwaffenverbot unterzeichnet. Bitter, dass Deutschland nicht unterzeichnet hat. Auch die übrigen Nato-Staaten haben den Vertrag boykottiert und bejahen stattdessen die Atombombe als probates Kriegsmittel. Im Rahmen der „Nuklearen Teilhabe“ beherbergt Deutschland geschätzte 20 US-Atombomben. Nicht ihre Abschaffung, sondern „Modernisierung“ ist das Thema…

Menschen wollen Teilhabe, ja. Aber gesellschaftliche und nicht nukleare! Statt in Waffen und Militär muss endlich in gesunde Nahrung, Zugang zu sauberem Wasser, bezahlbaren Wohnraum und kostenlose Bildung investiert werden. Forschung muss der Menschheit dienen – und darf nicht an ihrer Auslöschung arbeiten.“


Rolly Brings, Sänger und Autor

„Dear Government – old and new.

Let me preach you a sermon about Old Man Atom. I don’t mean the Adam in the Bible datum.
I don’t mean the Adam that Mother Eve elated.
I mean that thing that science liberated.

The thing that Einstein said he’s scared of.

When Einstein’s scared,
dear Government, old and new,
you’d better be scared, too.“ (singing the Old Man Atom Talking Blues)


Hier ist der formatierte Text mit Fotos zum Download (pdf).

V.i.S.d.P.: Peter Förster, Marientstr. 3d, 50825 Köln

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