Nachlese zum Atomwaffenverbotsvertrag: Ursula Forner wünscht ihrer Enkelin ein Leben ohne Bedrohung durch Atomwaffen

Eine Rede von Ursula Forner zum Inkrafttreten des Atomwaffenverbotsvertrags am 22.1.2021.


Am 9. August 1958 veranstaltete die Deutsche Friedensgesellschaft im Kölner Rathaus eine Mahnveranstaltung gegen atmosphärische Atomtests und die atomare Ausrüstung der Bundeswehr, an der auch zahlreiche Ratsmitglieder teilnahmen. Der Protest gegen Atomwaffen und die Forderung nach ihrer Abschaffung hat also eine mindestens sechzigjährige Tradition in Köln.

Eine alte Dame in dunkelgrauem Wollmantel und lilafarbener Filzmütze spricht in ein helles Mikro. Im Hintergrund sind knallrote Lufballons.

Ursula Forner redet zum Inkrafttreten des Atomwaffenverbotsvertrags am 22.1.2021, Alter Markt, Köln. Foto: Martin Bauer (R-mediabase)

Zur Zeit der Nachrüstungsdebatte 1982 wird Köln zur „atomwaffenfreien Zone“ erklärt. 1985 tritt die Stadt dem vom Bürgermeister von Hiroshima ins Leben gerufenen Bündnis „Mayors for Peace“ bei. Auch bei den großen Protestveranstaltungen in Bonn 1982/83 sind die KölnerInnen zahlreich vertreten, Heinrich Böll ist unter den Rednern.

Am Kölner Dom fanden jährlich am 6. August Mahnwachen statt, seit 1993 bis 2010 war Herr Kazuo Soda, ein Überlebender des Atombombenabwurfs auf Nagasaki, stets anwesend, berichtete von seinen Erlebnissen und setzte sich für ein Verbot von Atomwaffen ebenso ein wie für den Frieden unter den Völkern. Zehntausende Unterschriften gegen Atomwaffen wurden an der Klagemauer für Frieden von Kölnern und Touristen aus aller Welt geleistet und an die Vereinten Nationen gesandt.

Aufgrund eines Bürgerantrags wurde 2004 der Hiroshima-Nagasaki-Park geschaffen, seit 2007 gibt es dort das Mahnmal „ATOMWAFFEN ABSCHAFFEN“.

Die Freude bei allen Friedensfreundinnen und Friedensfreunden in Köln war groß, als im Juli 2017 der Atomwaffenverbotsvertrag von 122 Staaten bei den Vereinten Nationen beschlossen wurde. Nachdem mehr als 50 Staaten diesen Vertrag ratifiziert haben, tritt er heute in Kraft.

Deutschland war nicht unter den 122 in New York, die den Vertrag beschlossen haben, und zeigt bisher keine Absicht, ihn zu unterzeichnen. Im Gegenteil, aufgrund der atomaren Teilhabe sind amerikanische Atombomben in Büchel in Rheinland-Pfalz stationiert, deutsche Soldaten üben den Einsatz, und die Verteidigungsministerin will Milliarden für den Kauf neuer Flugzeuge ausgeben, damit die Bundeswehr auch die modernisierten Waffen in Zukunft transportieren kann.

Und das alles, obwohl der Deutsche Bundestag vor zehn Jahren beschlossen hat, die Atombomben aus Büchel abzuziehen. Leider blieb dieser Beschluss ohne Wirkung.

Am 5. März 2019 unterzeichnete die Kölner Oberbürgermeisterin den ICAN-Städteappell zum Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zum Atomwaffenverbotsvertrag.

Wir haben im Dezember 2020 die Kölner Bundestagsabgeordneten in einem Offenen Brief aufgefordert, den Abzug der amerikanischen Atomwaffen aus Büchel  im Bundestag wieder zum Thema zu machen und auf einen Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag hinzuwirken.

Wir wissen, dass noch ein langer Weg vor uns liegt, aber wir hoffen,  dass immer mehr Staaten durch eine Ratifizierung des Atomwaffenverbotsvertrags der Menschheit eine Chance eröffnen, eines Tages ohne diese Bedrohung auf Erden zu leben.

Ich wünsche mir ganz persönlich, dass meine jetzt vierzehnjährige Enkelin diesen Tag erlebt.


Eine alte Dame in dunkelgrauem Wollmantel und lilafarbener Filzmütze stützt sich leicht auf den Griff eines Rollators, während sie strahlend einen fröhlich-bunten Blumenstrauß in der Hand hält.

Ursula Forner feiert ihren 85. Geburtstag und das Inkrafttreten des Atomwaffenverbotsvertrags am 22.1.2021, Alter Markt, Köln. Foto: Martin Bauer (R-mediabase)

Ursula Forner engagiert sich seit Jahrzehnten im Hiroshima-Nagasaki-Arbeitskreis im Kölner Friedensforum für die Abrüstung der Atomwaffen. Am 22.1.2021 hielt sie die vorstehende Rede auf dem Alter Markt vor dem Rathaus der Stadt Köln zum Inkrafttreten des Atomwaffenverbotsvertrags. Am selben Tag feierte sie ihren 85. Geburtstag.

Die Stadt Köln hatte in ihrer Pressemitteilung erinnert:

Im März 2019 hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker den Städteappell unterzeichnet und zusammen mit zahlreichen weiteren deutschen Städten die Bundesregierung aufgefordert, dem Vertrag zum Verbot von Atomwaffen ebenfalls beizutreten.

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