„Combatants for Peace“ in Köln: Von den Waffen zur Kooperation

Von Kurt Luckhardt.


Am 8.11.2023 hatte der Städtepartnerschaftsverein Köln-Bethlehem die Combatants for Peace eingeladen. Das ist eine Gruppe von Palästinensern und Israelis, die sich aktiv an dem Kreislauf der Gewalt in der Region Israel beteiligt haben: israelische Soldaten und Palästinenser, die als Kämpfer für die Befreiung ihres Landes von der israelischen Besatzung kämpfen.

Wir – im Dienste unserer Völker, mit erhobenen Waffen, die wir aufeinander richteten und uns nur durch die Visiere der Waffen sahen – haben Combatants for Peace auf der Grundlage der Prinzipien der Gewaltlosigkeit gegründet.

Dieser Einladung folgten ca. 90 Interessierte. Rotem Levin (Israeli) und Osama Eliwat (Palästinenser) erzählen ihre Geschichte.

Rotem:

Ich habe mit 22 das erste Mal einen Palästinenser kennen gelernt. Ich bin in einem Ort zwischen Haifa und Tel Aviv aufgewachsen. Mit 17 mussten wir nach Polen fahren, um den Holocaust als mentale Vorbereitung für den dreijährigen Militärdienst zu bekommen. Es sollte das Bewusstsein entstehen, dass wir in der Armee der Israelis nicht so leiden müssen, wie unter den Deutschen.

Ich kenne keinen Israeli, der den Kriegsdienst verweigert hat. Es ist für den sozialen Status sehr wichtig, dass man in der Armee einen hohen Status erreicht. So entschied ich mich Pilot zu werden. Ich wurde jedoch nach einem Jahr in die West Bank versetzt, wo die Soldaten alles kontrolliert haben.

In einem Dorf haben wir in der Nacht den Befehl bekommen, ohne Grund Blendgranaten zwischen die Häuser zu werfen. Mein Kamerad hatte ein schlechtes Gewissen, und als wir uns über die Situation unterhalten haben, hat der Kommandeur diese Unterhaltung sofort unterbunden, mit dem Hinweis, dass man Befehlen zu gehorchen hat.

Ich wurde, nachdem ich ein wenig in der Welt umhergereist bin, nach Deutschland zu einem Seminar mit Palästinensern eingeladen worden und war neugierig, weil ich Palästinenser kennen lernen wollte. Ich war geschockt über die brutale, politische Geschichte der Israeliten.

Ich habe Medizin studiert und dadurch auch Arabisch gelernt. Dadurch konnte ich auch das „Lagerdenken“ durchbrechen.

Osama:

Ich bin immer berührt, wenn ich den Vortrag von Rotem höre.

Ich bin als Kind in Jerusalem aufgewachsen und meine Eltern haben mir vermittelt, dass wir die letzten Araber sind. Es gibt ein Gesetz, dass wenn ein Araber die Stadt Jerusalem verlassen hat, nie wieder dorthin zurück kehren darf. Wir sind dann nach Jericho gefahren, wo ich mich bis 1987 wie im Paradies fühlte, da ich frei in der Natur spielen konnte.

Nach dem Beginn der Intifada 1987 haben wir Zwiebeln mit ins Bett genommen, um uns ein wenig Erleichterung vor dem Tränengas der Israelis zu verschaffen.

Durch brutales Vorgehen der Israelis im Westjordanland wurde ich immer wütender. Ich habe mit 14 mit meiner Schwester aus alten T-Shirts eine Palästinafahne gebastelt und sie in einen Baum gehängt. Drei Tage später wurde ich von zwanzig schwer bewaffneten Soldaten zu neun Monaten brutalstem Gefängnis verschleppt, ohne Gerichtsurteil. Der Hass auf die Israelis wurde immer größer.

2009 hat ein Freund mich in Betlehem mitgenommen zu Friedensaktivisten. Sie hatten alle eine Kippa auf, und ich war empört und bin raus in den Schnee gegangen und hab auf ihn gewartet. Die Bemerkung eines Juden hat mich wachgerüttelt, sodass ich zum Friedensaktivisten wurde.

Fragen des Publikums:

Ist Euer Leben zurzeit akut gefährdet?

Nach Veröffentlichungen von Rotem in sozialen Medien sind ihm offen Morddrohungen zugesendet worden. Osama fürchtet auch um sein Leben, speziell jetzt in der aufgeheizten Stimmung.

Gibt es eine Zusammenarbeit der israelischen Organisation „Breaking the Silence“ und den „Combatants for Peace“?

Der wesentliche Unterschied ist, dass Breaking the Silence eine rein israelische Organisation ist, die die Ungerechtigkeiten der Israelis gegenüber Arabern aufdeckt. Die Combatants for Peace ist eine gemeinsame Organisation von Palästinensern und Israelis.

Allein dieses Jahr sind vier palästinensische Orte von den Israelis verbrannt worden ohne ersichtlichen Grund.

Ist es möglich mit Spenden und Personal in Palästina ein Krankenhaus zu errichten?

Es gibt eine israelische Organisation Ärzte für Menschenrechte, die mobil Palästinenser unterstützt. Palästinenser haben für 400 Kindern eine Schule gebaut, die wurde nach einer Woche von israelischen Bulldozern abgerissen. Was hat das mit der Sicherheit Israels zu tun?

Ein voll besetzter heller Kirchenraum, an dessen Ende mehrere Vortragende sitzen.

Podiumsveranstaltung der „Combatants for Peace“ am 8.11.2023 in der voll besetzten Kartause, Köln. Foto: Martin Bauer.


Der Text wurde nicht von den beiden Referenten durchgesehen; daher können wir nicht ausschließen, dass Fehler, beispielsweise infolge der englisch-deutschen Übersetzung, enthalten sind. Bei Weiterverwendung des Textes bitten wir um entsprechende Umsicht. 

Wir bedanken uns herzlich bei Kurt für den Text!

Das könnte dich auch interessieren …

×